Der Kaukasische Kreidekreis
Schauspiel von Bertolt Brecht (1898-1956, Deutschland, DDR), entstanden zwischen 1940 und 1945 im schwedischen Exil, Uraufführung 1948 in den USA, deutsche Erstaufführung 1954. In sechs Szenen auf 120 Seiten erzählt Brecht eine Parabel um Besitz und Gerechtigkeit. Grusche, eine Magd, rettet in einer Zeit der Revolution das Kind ihrer Herrin, die lieber sich selber und ihre Kleider in Sicherheit bringt, als sich um das Kind zu kümmern. Unter harten Bedingungen bringt die Grusche den Kleinen durch. Jahre später verlangt die leibliche Mutter ihr Kind zurück. Grusche wehrt sich dagegen. Es kommt zum Prozess, in dem einem Kreidekreis eine entscheidende Bedeutung zukommt. Wer erhält Recht? Die leibliche oder die wahre Mutter? Die Fabel vom Kreidekreis entnahm Brecht einem chinesischen Singspiel aus dem 13. Jahrhundert. Durch die Kreidekreis-Parabolik hindurch schimmert die Frage nach den Besitzverhältnissen, die in einem Vorspiel unter dem Titel «Der Streit um das Tal» konkretisiert wird. Mitglieder zweier Gruppen diskutieren darüber, ob das Land denen gehört, die es zugesprochen bekommen haben, oder denen, die es am besten zu nutzen verstehen. Dieses einfach gebaute und leicht zu verstehende Stück ist ein Paradebeispiel für das Epische Theater Brechts und seine Verfremdungstechnik. Dank seines parabelhaften Gehalts ist es auf vielfache Weise interpretierbar; es enthält einen Schluss und eine Schlussfolgerung, die angesichts der Verhältnisse, wie wir sie aus der Welt kennen, unerwartet kommt. Weitere Stücke Brechts sind etwa «Der gute Mensch von Sezuan», «Dreigroschenoper» und «Der Jasager. Der Neinsager.»
Quelle: Frey, Pascal (Hg.), «Was lesen?, Ein Lexikon zur deutschen Literatur», 2003, Bern
zurück zur Liste
(Wenn du nicht von einer Liste, sondern von einer anderen Buchbeschreibung hierher gelangt bist, musst du diese "Zurück"-Taste mehrfach drücken! 'tschuldigung!)