Leben des Galilei
Drama von Bertolt Brecht (1898-1956; Deutschland, DDR) 1938/39 im Exil in Dänemark geschrieben. Es erzählt die Lebensgeschichte des Galileo Galilei, Lehrer der Mathematik in Padua. Dieser will das neue kopernikanische Weltsystem beweisen. Obwohl das Forschungsinstitut des Vatikans Galileis Entdeckungen bestätigt, verbietet die Inquisition die kopernikanische Lehre. Für die Wissenschaft forscht Galilei mit Leib und Seele. So setzt er sich, wie auch «seine Familie», der allergrössten Gefahr aus, als er trotz des Pestsausbruchs in Florenz bleibt.
Das Drama handelt in einer Zeit (17. Jh.), in der die Wissenschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. In Brechts Drama begegnet die Wissenschaft drei verschiedenen Staatsformen: einer Republik, einem Grossherzogtum und dem absolutistisch beherrschten Kirchenstaat. Das Drama ist in Prosa geschrieben, mit Ausnahme der Verse am Anfang, welche in Reimen abgefasst sind. Im Gegensatz zum klassischen Drama (mit 5 Akten) enthält das Werk 15 Bilder. Jedes dieser Bilder ist in sich geschlossen. Das Buch thematisiert die Gegenüberstellung von Wissenschaft und Glauben. Galilei versucht durch Forschung und Wissenschaft die Wahrheit zu finden. Dass ihm hierbei die Glaubensdogmen in die Quere kommen, ist nicht zu vermeiden. Er ist ein der Aufklärung entsprechender Mensch, der die Umwelt durch die Vernunft zu erfahren sucht. Der Glaube ist nicht mehr der zentrale Lebensinhalt, sondern wird zur Ergänzung des Wissens.
«Leben des Galilei» ist weder ein Lehrstück noch ein episches
Theaterstück im eigentlichen Sinne und steht damit in Brechts Werk ziemlich
allein. Es hat eine thematische Verwandtschaft mit Dürrenmatts «Die
Physiker» und Kipphardts «In der Sache J. Robert Oppenheimer».
Quelle: Frey, Pascal (Hg.), «Was lesen?, Ein Lexikon zur deutschen Literatur», 2003, Bern
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