Weiterführende Informationen
Eine Zusammenfassung zu diesem Buch findet sich in Frey, Pascal (Hg.), «Was lesen?, Ein Lexikon zur deutschen Literatur», 2003, Bern. Dieses Buch steht (unter anderem) in der Schülerbibliothek des Gymnasiums Liestal.

Kismet

Alles beginnt im Mai 1998 mit einem Freundschaftsdienst. Kayankaya und Slibulsky helfen dem brasilianischen Gastwirt Romario, der ein kleines Restaurant im Frankfurter Milieubezirk betreibt, zwei wortlose Schutzgelderpresser mit weissgeschminkten Gesichtern und blonden Perücken loszuwerden. Die Aktion endet wenig später blutig. Die beiden Leichen liegen von Kugeln durchsiebt im Restaurant von Romario. Doch auch nachdem diese im Wald verscharrt sind, grübelt Kayankaya weiter. Er möchte herausfinden, wer die Unbekannten waren und wer sie geschickt hat. Der von den Bleichgesichtern zurückgelassene, schwarze BMW bringt ihn auf die erste Spur und führt ihn zum Besitzer einer Tütensuppenfabrik. Von dessen Leuten wird der Privatdetektiv nicht gerade zimperlich behandelt, doch die Empfangsdame verhilft ihm zur Flucht. Nun kommt Kayankaya selbst ins Visier der Mafia, welche skrupelloser und brutaler ist als alle Banden, die zuvor im Bahnhofsviertel herrschten. Durch diverse Nachforschungen kommt er auf die Spur des jugoslawischen Restaurants „Adria-Grill“ in Offendach. Auch dort kommt Kayankaya nicht ohne Verletzungen davon, jedoch mit neuen Informationen.
Sein nächster Halt ist bei einem Asylantenwohnheim. Dort lernt er ein kroatisches Mädchen kennen, bekommt endlich einen richtigen Auftrag und muss diesmal keine vermisste Hündin, sondern die verschwundene Mutter suchen.

Jakob Arjouni beschreibt den Kriminalroman aus dem Blickwinkel von Kayankaya und mit seiner Art zu denken. Er hat eine bildhafte Sprache und ein feines Gespür für die Beschreibung der involvierten Akteure, die sehr gut nachempfunden werden können. Ein gutes Beispiel dafür ist die Beschreibung der Lebensgefährtin seines Freundes Slibulsky: „Ihre Lippen leuchteten blutrot, und sie trug ein blaues Nadelstreifenkostüm und eine Bluse, deren Knöpfe so wirkten, als könnte ich damit ein paar Monatsmieten in bar bezahlen.“(S.44)
Durch seinen zynischen Schreibstil und hervorragenden Dialogen bringt Arjouni viel Humor in das Geschehen. Er glänzt mit flotten Sprüchen und brillanten Dialogen. Die Handlung wird spannend erzählt, denn der Autor möchte, dass sich der/die LeserIn am Ort des Geschehens befindet.
Die Geschichte spielt sich in einem finsteren Milieu ab und eine derbe, trostlose Welt wird skizziert. Sie wird aus der Perspektive einer Person beschrieben, die aus der untersten Gesellschaftsschicht kommt, denn der Privatdetektiv Kayankaya ist ein türkischer Einwanderer mit einem deutschen Pass. So ist es nicht erstaunlich, dass der Roman eher umgangssprachlich geschrieben ist. Das Buch hat auch keinen grossen literarischen Wert, aber „Kismet“ ist ein Krimi mit einem politischen Hintergrund, denn im Frankfurter „Milieu“ sind immer noch die Folgen des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien zu spüren. Sehr oft wird man mit den Ausmassen eines solchen Krieges und dem damit verbundenen Nationalstolz konfrontiert.

Das Buch ist sehr empfehlenswert für Leute die Kriminalromane mit schwarzem Humor mögen und vor jeder Menge Leichen nicht zurückschrecken.

Weitere Bücher von Arjouni sind «Ein Freund», «Happy Birthday, Türke», «Magic Hoffmann», «Chez Max», «Mehr Bier!» und «Ein Mann, ein Mord».

© by Lena Fischer, 2007

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