Kismet
Alles beginnt im Mai 1998 mit einem Freundschaftsdienst. Kayankaya und Slibulsky
helfen dem brasilianischen Gastwirt Romario, der ein kleines Restaurant im
Frankfurter Milieubezirk betreibt, zwei wortlose Schutzgelderpresser mit weissgeschminkten
Gesichtern und blonden Perücken loszuwerden. Die Aktion endet wenig später
blutig. Die beiden Leichen liegen von Kugeln durchsiebt im Restaurant von Romario.
Doch auch nachdem diese im Wald verscharrt sind, grübelt Kayankaya weiter.
Er möchte herausfinden, wer die Unbekannten waren und wer sie geschickt
hat. Der von den Bleichgesichtern zurückgelassene, schwarze BMW bringt
ihn auf die erste Spur und führt ihn zum Besitzer einer Tütensuppenfabrik.
Von dessen Leuten wird der Privatdetektiv nicht gerade zimperlich behandelt,
doch die Empfangsdame verhilft ihm zur Flucht. Nun kommt Kayankaya selbst ins
Visier der Mafia, welche skrupelloser und brutaler ist als alle Banden, die
zuvor im Bahnhofsviertel herrschten. Durch diverse Nachforschungen kommt er
auf die Spur des jugoslawischen Restaurants „Adria-Grill“ in Offendach.
Auch dort kommt Kayankaya nicht ohne Verletzungen davon, jedoch mit neuen Informationen.
Sein nächster Halt ist bei einem Asylantenwohnheim. Dort lernt er ein kroatisches
Mädchen kennen, bekommt endlich einen richtigen Auftrag und muss diesmal
keine vermisste Hündin, sondern die verschwundene Mutter suchen.
Jakob Arjouni beschreibt den Kriminalroman aus dem Blickwinkel von Kayankaya
und mit seiner Art zu denken. Er hat eine bildhafte Sprache und ein feines
Gespür für die Beschreibung der involvierten Akteure, die sehr gut
nachempfunden werden können. Ein gutes Beispiel dafür ist die Beschreibung
der Lebensgefährtin seines Freundes Slibulsky: „Ihre Lippen leuchteten
blutrot, und sie trug ein blaues Nadelstreifenkostüm und eine Bluse, deren
Knöpfe so wirkten, als könnte ich damit ein paar Monatsmieten in
bar bezahlen.“(S.44)
Durch seinen zynischen Schreibstil und hervorragenden Dialogen bringt Arjouni
viel Humor in das Geschehen. Er glänzt mit flotten Sprüchen und brillanten
Dialogen. Die Handlung wird spannend erzählt, denn der Autor möchte,
dass sich der/die LeserIn am Ort des Geschehens befindet.
Die Geschichte spielt sich in einem finsteren Milieu ab und eine derbe, trostlose
Welt wird skizziert. Sie wird aus der Perspektive einer Person beschrieben,
die aus der untersten Gesellschaftsschicht kommt, denn der Privatdetektiv Kayankaya
ist ein türkischer Einwanderer mit einem deutschen Pass. So ist es nicht
erstaunlich, dass der Roman eher umgangssprachlich geschrieben ist. Das Buch
hat auch keinen grossen literarischen Wert, aber „Kismet“ ist ein
Krimi mit einem politischen Hintergrund, denn im Frankfurter „Milieu“ sind
immer noch die Folgen des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien zu spüren.
Sehr oft wird man mit den Ausmassen eines solchen Krieges und dem damit verbundenen
Nationalstolz konfrontiert.
Das Buch ist sehr empfehlenswert für Leute die Kriminalromane mit schwarzem Humor mögen und vor jeder Menge Leichen nicht zurückschrecken.
Weitere Bücher von Arjouni sind «Ein Freund», «Happy Birthday, Türke», «Magic Hoffmann», «Chez Max», «Mehr Bier!» und «Ein Mann, ein Mord».
© by Lena Fischer, 2007
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