Aikido

Für meine Aikidoblogleser, falls es welche gibt, mache ich hier einen Eintrag zu meinem ersten Trainingsbesuch.

Obwohl sich das Dojo relativ nahe von meiner Wohnung befindet, habe ich etwa 40 min gebraucht, ich konnte es nicht finden. Es befindet sich in einem Haus, welches aber in einem Innenhof steht und darum nicht mehr wirklich an der Strasse liegt. Google Maps war ratlos. Mein Instinkt sträubt sich sowieso ein bisschen dagegen, in der Dämmerung ziellos auf einem Parkplatz herumzuirren, auf dem sich keine lebende Seele befand, auch keine tote. Als es nur noch 20 min bis zum Beginn des Trainings waren, hat sich schon langsam eine Panik eingestellt. Ganz im Hinterkopf wurde auch eine neckische Stimme lauter, die mir empfohlen hat, einfach wieder heimzugehen. Plötzlich ist mir dann ein schmales Haus ins Auge gesprungen, welches ein Schild mit einem asiatischen Namen, über der Tür angebracht hat, wohlgemerkt nichts mit Aikido im Namen hatte. Ganz mutig bin ich dann einfach mal reingegangen. Auf mein Rufen hat aber niemand geantwortet. Als ich dann die Treppe hinaufgekommen bin, sass eine ältere Empfangsdame dort und fragte mich, was ich wolle. Obwohl ich mich per Email angemeldet habe, schien niemand von meinem Kommen gewusst zu haben. Netterweise wurde ich trotzdem zur Umkleidegarderobe dirigiert. Ein Bild, um sich davor zu verbeugen, gab es auf der Matte nicht, ich habe mich dann mal zu den schimmligen Wänden verbeugt (gut, zugegeben, vielleicht waren sie nicht schimmlig, aber irgendwie trotzdem nicht ganz so, wie eine Wand sein sollte). 

Das Training an sich war dann ein bisschen frustrierend, weil ich erstens die Techniken zwar wiedererkannte, sie aber ziemlich anders gemacht wurden und zweitens, weil mir das Ganze ein wenig schluddrig vorkam. Man muss aber sagen, dass der Lehrer sich extrem viel Zeit für mich genommen hat. Ich hatte fast ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich ja nicht weiss, ob ich dann auch wirklich wiederkommen werde. Es war schon charmant, die ganzen Aikidowörter mal mit einem englischen Akzent zu hören. Wir haben sehr viel „Sänkiou“ gemacht.

Sie haben wirklich versucht, einen guten Eindruck zu machen. Das haben sie auch geschafft, wenn nur ihr Aikido nicht so anders wäre. Im Pub wurde mir ein Drink spendiert und Knabberzeug für alle gekauft. Sympathisch. Neben der Wichtigkeit, dass der Tisch, an dem wir sässen, eigentlich nicht ihr Stammtisch wäre, sondern der dort drüben, haben sie mir auch erzählt, dass ihr eigentlicher Lehrer, ein 4. Dan, halt nur jede zweite Woche unterrichtet und ich nächste Woche umbedingt nochmals kommen müsse. Na, bei so viel Liebenswürdigkeit, muss man ja fast nochmals kommen.